Ohrenschmaus zum Gedenktag

Klezmer Konzert
Zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erklang im Herzogenaurach emotionale Musik.

Herzogenaurach – Es war ein Glücksfall, dass die Stadt Herzogenaurach zum 20. Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus die Klezmer-Weltmusikband „Ensemble Noisten“ mit „jiddischer“ Musik verpflichten konnte.

Unter dem Motto „Klezmer Pastorale – Beethoven trifft Klezmer“ machte sich das Quartett aus Wuppertal in der Evangelischen Kirche unter anderem daran, die 6. Sinfonie in F-Dur von Ludwig van Beethoven zu „verklezmern“ – eine gelungene Symbiose der musikalischen Liebeserklärung an die Natur Beethovens mit der überschäumenden Lebensfreude der Klezmermusik. 1998 gründete Reinald Noisten (Klarinetten) das „Ensemble Noisten“. Mit dabei: Claus Schmidt (Gitarren, Neyflöte), Adreas Kneip (Kontrabass, Ukulele) und Shanmugalingam Devakuruparan aus Sri Lanka (Percussion).

Klezmer wurde vorwiegend bei Hochzeiten und Festen aller Art gespielt. So drehte man sich bei „Ludwigs Derwisch“ ekstatisch beim Sufidrehtanz und trat die spirituelle Reise des Menschen zu Gott an. Dazu erklang die Ney, eine Rohrflöte, die jeweils nur in einer Tonart gespielt werden kann. Der „Western Skotshne“ – ein Hüpftanz in die Prärie – fing harmlos an, dann wurde es richtig heiß. Rasend schnell ging es mit „Treffpunkt Tulcea“ weiter.

Klezmer ist emotionale Musik, Gefühle werden exzessiv ausgelebt. Das Quartett begeisterte das Publikum mit seiner unbändigen Spielfreude und den mitreißenden Rhythmen. Zart, melodisch und melancholisch stimmte die Bassklarinette seufzend das Liebeslied „Shalom Aleychem“ an.

Dann erfolgte der Brückenschlag zwischen den Kulturen mit Beethovens „Ode an die Freude“ durch den Gitarristen. Es war nicht nur die qualitativ hochwertige Musik, sondern auch die ausgeklügelten Arrangements, die das Publikum restlos begeisterten. Mit großem Applaus bedankten sich die Musikfans für diesen Ohrenschmaus.

Margot Jansen

Wenn Beethoven auf Klezmer trifft

Am 17.09.23 gastierten ich und mein Ensemble auf Einladung der Gesellschaft für christlich, jüdische Zusammenarbeit in Herborn, in der Kulturscheune. Unser Quartettprogramm „Klezmer Pastorale – Beethoven trifft Klezmer“ kam mal wieder zur Aufführung.

Helmut Blecher schrieb dazu folgende Kritik:

Wenn Beethoven auf Klezmer trifft

Ein außergewöhnliches Konzert haben die Zuhörer in Herborn erlebt: Das Ensemble Noisten brilliert in der KuSch mit unbändiger Spielfreude.

Herborn. Dass Beethoven Bestandteil der Weltmusik ist und auch in anderen Formaten prächtig funktioniert, demonstriert das Düsseldorfer Ensemble Noisten, das auf Einladung der Dillenburger Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am Sonntagnachmittag in der KulturScheune (KuSch) gastierte. Unter dem Thema „Klezmer Pastorale – Beethoven trifft Klezmer“
steht den auch das aktuelle Programm des Quartetts, das –
mit virtuoser Spielkunst dargeboten -, auf ein begeistert mitgehendes Publikum stieß.
Das Ensemble, bestehend aus Rainald Noisten (Klarinette), Claus Schmidt (Gitarre, Flöte), Andreas Kneip (Kontrabass) und Shan-Devakuruparan (Tabla, andere Schlaginstrumente), steht für den musikalischen Brückenschlag zwischen
Musiktraditionen und Lebensweisen unterschiedlicher Kulturen. Ausgehend von der Klezmer-Musik, stellte das Ensemble in der KuSch neue musikalische Welten und Weltmusik im besten Sinne vor.
Jazz traf auf Folklore, Orient traf auf Okzident. Klassik und Klezmer verbanden sich bei dem Quartett, die in der heimischen Region schon mehrfach zu Gast waren, zu mitreißenden Klangerlebnissen. Ra􀀃iniert waren die Arrangements, packend die Improvisation, die bei Beethovens Pastorale in einen fröhlichen Tanz mündete, oder aus einem weniger bekannten Singspiel des großen Komponisten einen wilden „Tanz der Derwische“ machte. Sufi-Musik und ein Stelldichein mit dem hinduistische Gott Shiva, trieben Shan-Devakurupara schließlich zu einem virtuosen Spiel auf seinen Tablas an.

Musik bringt die Zuhörer ins Schwingen
In schnellem und im langsamen Tempo feierten sie den Maler Paul Cézanne und luden in ihrem Western-Klezmer („Western Skotshne“) zu einem forschen Ritt durch Blues- Gefilde ein. Tänze wie die Hora im 3/8-Takt oder der Sher, ein Set im 2/4-Takt, brachten die Zuhörer ins Schwingen und zauberten eine fröhliche Stimmung in ihre Herzen.
Mit ihrer Version von „Shalom aleichem“ und Beethovens Ode an die Freude endete ein Konzert, das mit den unterschiedlichsten musikalischen Stilmitteln die Welt umarmte.

Helmut Blecher

Open mind – Klassik trifft Klezmer

Kann man Klassik und Klezmer in einem Konzert miteinander verbinden?

Das ist eine Frage der Ästhetik, des Freies Geistes. Am 10.3.23 fand dieses inspirierende Konzert mit uns und dem Sinfonieorchester Wuppertal in der Immanuelskirche Wuppertal statt.

Ihr Reinald Noisten

Goldene Ereignisse 2023 – Meine Highlights

Ich wünsche von Herzen ein friedliches und freudiges neues Jahr 2023, ein neues Jahr voller goldener Ereignisse.

Los geht es im März mit einem Projekt für Streichorchester und Klezmerband. Das Konzertprojekt „Open mind“ werde ich mit dem Sinfonieorchester Wuppertal und meiner Band Ensemble Noisten in der Immanuelskirche Wuppertal aufführen. U. a. treffen hier J. S. Bach auf Indische Tabla und A. Webern auf freie Improvisation. Weiter wird Musik von dem jüdischen Komponisten Ernest Bloch zu hören sein. Seine Komposition „The Prayer“ ist ursprünglich für Cello und Streichorchester geschrieben. Anstelle des Cello wird mein Bassetthorn erklingen.
Zum Schluss werden neben Klezmermusik von meiner Band, neu komponierte und arrangierte Klezmermusik für Streichorchester und Band zu hören sein. Diese Premiere ist wahrlich ein Ereignis – ein goldener Moment.

Dieses Konzertprojekt kann man im August mit dem philharmonischen Kammerorchester Wernigerode und Ensemble Noisten in Wernigerode hören, wahrscheinlich im frischrenovierten  Konzerthaus Liebfrauen.

Im Juni geht es um mein neues Programm „von Wundern und Paradiesen“. Dieses Programm findet in Kooperation mit dem evangelischen Kammerchor Weißenfels in der  Heinrich-Schütz-Stadt Weißenfels statt. Hier treffen Gregorianik und mittelalterliche Chormusik von u. a. Hildegard von Bingen und Giovanni Pierluigi Palestrina auf Klarinettenimprovisationen im freien und Klezmerstil. Ich denke, es wird mystisch und intensiv –  ein goldener Moment, um die wundervolle Hildegard von Bingen zu ihrem 925. Geburtstag zu ehren.

Ein weiteres sehr interessanten Projekt im Juni heißt „Merchav Michja“. Dieses kunstspartenübergreifende Programm des jungen israelischen, jüdischen Ballettänzers Shai Ottolenghi entstand im Sommer ’22. Es wird eine Veranstaltung mit Tanz, Musik und Video. Dem Tänzer Shai Ottolenghi ist es wichtig, auf diese Weise die Entwicklung seine jüdischen Kultur nach dem Holocaust,
also nach 1945, zu verstehen und künstlerisch zu verarbeiten. Mit zwei weiteren Tänzern wird er zur Musik meiner Klezmerband Ensemble Noisten tanzen – wieder ein goldener Moment.

Natürlich werde ich auch solistisch und mit meinem Klezmerquartett Ensemble Noisten in verschiedenen Orten Deutschlands zu hören sein. Die Details und mehr finden sie auf dieser Webseite unter Termine.

Also – auf die vielen goldenen Ereignisse, Momente…   2023

Ihr Reinald Noisten

Kunst trifft auf Klänge – Das pluralistische Solotonorchester trifft auf improvisierende Bassklarinetten

Kunst trifft auf Klänge – Das pluralistische Solotonorchester trifft auf improvisierende Bassklarinetten

Im Rahmen des Festivals Kemnade klingt! 2022: SOUNDING BOCHUM improvisierten die Musiker Katharina Bohlen, Claudius Reimann und Reinald Noisten im kunsthistorischen Museum Haus Kemnade in Bochum. Dies geschah inmitten der Klanginstallation Pluralistisches Solotonorchester des Künstlers Albrecht Fersch.

Die Klanginstallation des Künstlers Albrecht Fersch „Das Pluralistisches Solotonorchester“ besteht aus Musikinstrumenten aus der Sammlung des Bochumer musikhistorischen Museums Haus Kemnade. Dazu gehören beispielsweise Trommeln, Snaredrum, Banjo, Cello, Geige, Horn und so weiter. Sie alle sind durch Fäden mit dem in der Mitte des Raumes stehende Klavier verbunden. Jede Klaviertaste erzeugt dadurch den Klang des entsprechenden Instrumentes. Wie Marionettenspieler konnten die Musiker Katharina Bohlen, Claudius Reimann und Reinald Noisten in ihrem Improvisationsprojekt am Klavier die unterschiedlichsten Töne erzeugen. Sie konnten die Instrumente der Klanginstallation direkt bespielen und ihren Klang hörbar machen. Doch die eigentliche Herausforderung war es, das Kunstwerk mit ihren Klarinetten improvisatorisch zu umspielen. Für Musiker und Zuschauer wurde das Kunstwerk lebendig. Rhythmisch und klanglich war dieses Ereignis hochgradig inspirierend

Was macht die Verbindung zwischen der Klanginstallation und improvisierter Musik so interessant?

Grundsätzlich wird ein Kunstwerk im Raum durch die im Hier und Jetzt entstehende Musik in der Zeit des gemeinsamen Zusammentreffens zu einem symbiotischen Ereignis. Die Musiker interpretieren nicht nur das Kunstwerk, sondern sie lassen sich gleichzeitig von ihm bei ihrer Musik inspirieren. Es kann auch sein, dass das Kunstwerk und die „Jetztmusik“ nur deswegen eine künstlerische Einheit werden, da sie zur gleichen Zeit im gleichen Raum präsent sind.
Im Gegensatz zur elektronischen Musik, die oft bei Kunstwerken dieser Art benutzt wird, erhält der Mensch hier mit seinen Gedanken und Gefühlen eine zusätzliche Bedeutung.

Was ist eine Klanginstallation?
Die Klanginstallation ist ein orts- und situationsspezifisches Werk, wobei der Klang das charakterisierende Merkmal darstellt. Dieser kann von Datenträgern, über Radio oder Funkwellen übertragen oder vor Ort erzeugt werden. In Abgrenzung zur Konzertinstallation oder Instrumentalmusik wird der Raum selbst in das Kunstwerk miteinbezogen. Neben den Aspekten Raum und Zeit werden in der Klanginstallation auch Bewegung und Visualisierung konzeptionell verarbeitet. Der Performer, Aktions- und Installationskünstler Albrecht Fersch, 1960 geboren, wandert immer wieder zwischen den einzelnen Disziplinen der Kunst hin und her. Gerne treibt er es auch mal mit lyrischen oder musikalischen Mitteln auf die Spitze.

„Von Klezmer bis Frei“ – mein erstes Online Konzert „Auffe Couch“

Es ist immer noch Coronazeit!

Doch kürzlich habe ich das junge pfiffige Team von LTSE – Veranstaltungstechnik kennengelernt.
Ihr Onlinekonzert – Format „Auffe Couch“ hatte mich überzeugt.

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Hier stelle ich nun alle meine drei Klarinetten

  • die B – Klarinette,
  • das Bassetthorn und
  • die Bassklarinette

musikalisch, improvisatorisch vor.

Das Konzert könnte auch heißen: „Von Klezmer bis Frei“

Ich wünsche viel Vergnügen

Reinald Noisten

Bassetthorn – Krisen sind Zeiten zur Veränderung

Noch immer ist Corona-Zeit

Seit Mitte März 2020 sind wir Musiker praktisch in einem Dauer-Lockdown. Das heißt für uns, keine Konzerte und keine Einnahmen. Nach der Produktion der CD „Klezmer Pastorale“ mit meiner Band „Ensemble Noisten“ im Mai 2020 ließ ich meine Klarinetten generalüberholen. Als ich meine Instrumente im Topzustand wieder abholte, erzählte mir mein Instrumentenbauer, er habe ein neues Bassetthorn in Arbeit. Ich war interessiert. Noch nie hatte ich ein Bassetthorn in der Hand gehabt, geschweige denn geblasen.

Ende Dezember 2020 war es dann soweit und ich konnte das fertige Instrument abholen. Ich war von Klang und Handhabung so inspiriert, dass ich unter Einbeziehung aller knappen, finanziellen Möglichkeiten, dieses Bassetthorn gerade jetzt erworben habe. Seitdem probiere ich es hoch motiviert aus. Ich brenne auf den Neustart der Kultur; ich brenne darauf, auch neben meiner Klarinette und Bassklarinette mit meinem neuen Instrument tolle Konzerte zu spielen. Krisen erfordern Mut.

Bassetthorn – Stimmlage, Stimmung, Tonumfang

Das Bassetthorn, erstmals erbaut um 1760, ist ein Instrument der Klarinettenfamilie. Diese umfasst die Es-, Bb- und A- Klarinette, sowie das Bassetthorn, die Bass- und die Kontrabassklarinette. Stimmlich liegt das Bassetthorn zwischen Bb- (Sopranstimme) und Bassklarinette. Man könnte sie auch als Altklarinette bezeichnen.

Gestimmt ist das Bassetthorn auf dem Ton F, das heißt: Das F des Bassetthorns klingt wie das C auf dem Klavier. Diese Information ist zum einen entscheidend, um die einzelnen Töne auf den Klappen der Klarinetten-Applikatur wieder zu finden, zum anderen ist sie bedeutend für das Zusammenspiel mit Band oder Orchester. Der Tonumfang des Bassetthorns reicht notiert (auf die Notation bezogen) vom kleinen C bis zum viergestrichenen D, real (auf das Instrument bezogen) vom großen F bis zum dreigestrichenen G. Er umfasst also vier Oktaven plus einen Ton.

Bassetthorn – Wortstamm

Woher kommt die Bezeichnung Bassetthorn?
Lassen Sie uns die Wörter „Bassett“ und „Horn“ getrennt voneinander betrachten. Das Wort „Bassett“ kommt aus dem italienischen und heißt „ein bisschen Bass oder kleiner Bass (Bässchen). Zur Bezeichnung „Horn“ gibt es mehrere Theorien:

– Die frühesten Bassetthörner waren wie ein Horn halbkreisförmig gebogen,
– mit Leder umwickelt wie das Jagdhorn oder Zink,
– ihr Klang erinnert in der Tiefe an ein Horn.


Bassetthorn: Geschichtliche Einordnung und Klang

Das wohl berühmteste und für mich wunderbarste Klarinettenkonzert der Klassischen Musik ist und bleibt das Klarinettenkonzert A – Dur KV 622 von W. A. Mozart (1756 – 1791). Doch komponiert hat er es eigentlich nicht für die Klarinette, sondern für das Bassetthorn.

Mozart liebte das Bassetthorn, er liebte den dunklen, melancholischen fast mystischen Klang, war ergriffen von seinem zarten Timbre, gleich der menschlichen Stimme. Dies liegt vor allem an der klarinettentypischen Bohrung, die im Verhältnis zur Länge des Instruments dann doch extrem eng wirkt. Dennoch fand das Instrument nicht den Weg ins Sinfonie-Orchester des 19. Jahrhunderts. Der Grund: Die technische Weiterentwicklung des Bassetthorns hielt nicht recht Schritt mit dem Gang der Geschichte. Seine Ansprache war noch launischer, die Intonationsprobleme waren noch größer als bei der Klarinette. Das Instrument galt als verhältnismäßig schwer zu greifen, weil die ständig verbesserte Klarinetten-Applikatur nicht automatisch für das Bassetthorn übernommen wurde. Hinzu kam, dass der Klang des Bassetthorns grundsätzlich zu leise fürs romantische Orchester war.

Erst die Komponisten des 20. Jh. wie z.B. Karl Heinz Stockhausen (1928 – 2007) in seiner Oper „Licht“ oder Bernd Alois Zimmermann (1918 – 1970) haben das Bassetthorn für ihre Musik wiederentdeckt. Im Bereich des Jazz oder der Improvisation verwendet nach meinen Kenntnissen nur der italienische Klarinettist Gianluigi Trovesi das Bassetthorn. Im Bereich Klezmer-Weltmusik ist dieses Instrument bisher kaum zum Einsatz gekommen. So sind musikalische Experimente gefragt. Ich bin neugierig, die vielen klanglichen Möglichkeiten meines neuen Instrumentes, dem Bassetthorn, auszuloten.

Quelle: Hans Jürgen Schaal – Das Bassetthorn, Klang der melancolie

Zwischen den Welten, Orgel trifft Klarinette

Hallo Zusammen,

Zwischen den Welten, Orgel trifft Klarinette,

hieß unser Programm, das ich am 13.10.19 gemeinsam mit dem Organisten des Altenberger Doms Rolf Müller, im Altenberger Dom, aufgeführt habe.

Zu hören waren Orgelmusik aus Renaissance und Frühbarock in der Begegnung mit freien Improvisationen.

So etwas Intensives hätten sie noch nie gehört, die Orgel-Klarinettenimprovisation am Schluss war wie Filmmusik, so einige Zuhörer.

Für mich war es wirklich inspirierend, die zarten und kraftvollen Klangvariationen der Orgel musikalisch mit zu gestalten – und das in den ehrwürdigen Altenberger Dom.

Lieber Rolf Müller, vielen lieben Dank dafür.

Reinald Noisten

Weitere Eindrücke:

Klarinette trifft Daf trifft Derwisch

Hallo zusammen,

letzten Sonntag am 1.9.19 gab es in Siegburg, im Stadtmuseum endlich mal wieder ein Konzert mit dem Programm Klarinette trifft Daf trifft Derwisch, mit Syavash Rastani an Dombak und Daf, dem Derwischtänzer Talip Elmasulu und mir.

Es waren 150 Zuhörer da, eine ganze Menge, bei so einer speziellen musikalischen Zusammenstellung von Trommel und Klarinette und Derwischtanz. Diese Kombination zwingt einen direkt zur Meditation und zum Zuhören. Das Publikum konnte das; es war wirklich ein intensiver, berührender Abend – Danke

Reinald Noisten

Credit: Claudia Arndt, Archiv des Rhein-Sieg-Kreises

 

Inzwischen hat uns der Kölner Stadtanzeiger eine sehr lesenswerte Pressekritik zum Konzert zur Verfügung gestellt:

 

Filigranes Spiel der Rhythmen Klarinette und Daf-Trommel begleiteten den Derwisch-Tanz im Stadtmuseum
von Markus Peters

Siegburg. Mit seiner Trommel kann Syavash Rastani Geschichten erzählen. Den Auftritt im Stadtmuseum begann der Deutsch-Iraner damit, dass er behutsam und kaum hörbar mit den Fingerkuppen über das Fell der Tombak, einer traditionellen persischen Trommel, strich. Langsam entwickelte sich daraus eine rhythmische Struktur, ein Motiv, das immer mehr verdichtet wurde. Außer dem Fell wurde auch der Korpus der kegelförmigen Trommel bespielt, im Rhythmus wurden unterschiedliche Tonhöhen abgerufen, wobei es auf das Fingerspitzengefühl ankam. Denn wie beim Klavierspiel hat auch bei der Tombak jeder einzelne Finger seine genau festgelegte Funktion. So entwickelte sich das filigrane Spiel zu einem komplexen Hörerlebnis, das die Zuhörer des Konzerts „Derwisch trifft Daf– Daf trifft Klarinette– Klarinette trifft Daf trifft Derwisch“ im nahezu ausverkauften Foyer des Stadtmuseums staunen ließ.

Schwermut und Lebensfreude
Mit einem achtminütigen Solo auf der Bassklarinette hatte der Wuppertaler Solist Reinald Noisten das Konzert eröffnet, bei dem er den ganzen Schwermut des Instruments in den Mittelpunkt des Vortrags stellte. Lange getragene Töne und kompakte Läufe boten all das, was man gemeinhin mit dem Instrument verbindet; einen Eindruck, den Noisten nur Minuten später konsequent brach: Da präsentierte er sein Instrument keck, selbstbewusst und voller Lebensfreude. Immer wieder spürt der 50- jährige Klezmer-Spezialist die musikalische Schnittmenge zwischen jiddischem Lied, christlichem Kirchenlied und Sufimelodien auf, jener spirituellen, weltoffenen islamischen Philosophie, die auch in der westlichen Welt viele Anhänger hat. Seit drei Jahren arbeitet er mit Syavash Rastani zusammen, der auch die Daf spielte – „nicht die Automarke“, wie Noisten rasch klarstellte. Vielmehr handelt es sich um eine arabische Rahmentrommel, die an ein übergroßes Tamburin erinnert. Sie scheint nicht die melodische Bandbreite der Tombak zu haben, liefert aber noch komplexere rhythmische Varianten und ist wichtiger Teil der Sufimusik, ebenso wie die Rohrflöte Ney, die bei dem Konzert durch Noistens Klarinette ersetzt wurde. Beide Musiker spielten sich bei ihren Improvisationen die Bälle zu, so dass die einzelnen Stücke eine geradezu hypnotische Wirkung erzielten, der Ansatzpunkt für den dritten Mitwirkenden Talip Elmasulu. Der türkische Fernseh- und Theaterschauspieler war in einen Sufi-Orden eingetreten und hatte dort die Kunst des Derwischtanzes erlernt. Der auf frühe islamische Mystiker basierende Drehtanz soll die spirituelle Reise des Gläubigen zu Gott verkörpern. Und so wurden die Zuschauer Zeugen, wie sich Elmasulu in die komplexen musikalischen Bilder versenkte und sich anschließend mehr und mehr zu drehen begann, wobei das markante Gewand flatterte. So bekam das Publikum einen intensiven Eindruck, wie sich Musik und Tanz zusammenfügten und welch ein enormer Aufwand an Kraft und Konzentration für diese außerordentliche Darbietung erforderlich ist.

 


Ensemble Noisten: Projekt zu Beethoven 2020

Hallo zusammen,

diesmal geht es um Beethoven 2020. Nächstes Jahr feiert die Musikwelt den 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens – und ich bin mit meiner Band „Ensemble Noisten“ dabei. Wir werden in diesem Rahmen ein gemeinsames Projekt mit dem Sinfonieorchester Wuppertal umsetzen, bei dem wir am 5. Juni 2020 seine 6. Sinfonie, die Pastorale, mit unserer Musik umspielen und kommentieren.

Ich freue mich jetzt schon riesig! Weitere Informationen findet man auf dem Blog meiner Band–Webseite: