Klarinette trifft Daf trifft Derwisch
Hallo zusammen,
letzten Sonntag am 1.9.19 gab es in Siegburg, im Stadtmuseum endlich mal wieder ein Konzert mit dem Programm Klarinette trifft Daf trifft Derwisch, mit Syavash Rastani an Dombak und Daf, dem Derwischtänzer Talip Elmasulu und mir.
Es waren 150 Zuhörer da, eine ganze Menge, bei so einer speziellen musikalischen Zusammenstellung von Trommel und Klarinette und Derwischtanz. Diese Kombination zwingt einen direkt zur Meditation und zum Zuhören. Das Publikum konnte das; es war wirklich ein intensiver, berührender Abend – Danke
Reinald Noisten
Credit: Claudia Arndt, Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
Inzwischen hat uns der Kölner Stadtanzeiger eine sehr lesenswerte Pressekritik zum Konzert zur Verfügung gestellt:
Filigranes Spiel der Rhythmen Klarinette und Daf-Trommel begleiteten den Derwisch-Tanz im Stadtmuseum
von Markus Peters
Siegburg. Mit seiner Trommel kann Syavash Rastani Geschichten erzählen. Den Auftritt im Stadtmuseum begann der Deutsch-Iraner damit, dass er behutsam und kaum hörbar mit den Fingerkuppen über das Fell der Tombak, einer traditionellen persischen Trommel, strich. Langsam entwickelte sich daraus eine rhythmische Struktur, ein Motiv, das immer mehr verdichtet wurde. Außer dem Fell wurde auch der Korpus der kegelförmigen Trommel bespielt, im Rhythmus wurden unterschiedliche Tonhöhen abgerufen, wobei es auf das Fingerspitzengefühl ankam. Denn wie beim Klavierspiel hat auch bei der Tombak jeder einzelne Finger seine genau festgelegte Funktion. So entwickelte sich das filigrane Spiel zu einem komplexen Hörerlebnis, das die Zuhörer des Konzerts „Derwisch trifft Daf– Daf trifft Klarinette– Klarinette trifft Daf trifft Derwisch“ im nahezu ausverkauften Foyer des Stadtmuseums staunen ließ.
Schwermut und Lebensfreude
Mit einem achtminütigen Solo auf der Bassklarinette hatte der Wuppertaler Solist Reinald Noisten das Konzert eröffnet, bei dem er den ganzen Schwermut des Instruments in den Mittelpunkt des Vortrags stellte. Lange getragene Töne und kompakte Läufe boten all das, was man gemeinhin mit dem Instrument verbindet; einen Eindruck, den Noisten nur Minuten später konsequent brach: Da präsentierte er sein Instrument keck, selbstbewusst und voller Lebensfreude. Immer wieder spürt der 50- jährige Klezmer-Spezialist die musikalische Schnittmenge zwischen jiddischem Lied, christlichem Kirchenlied und Sufimelodien auf, jener spirituellen, weltoffenen islamischen Philosophie, die auch in der westlichen Welt viele Anhänger hat. Seit drei Jahren arbeitet er mit Syavash Rastani zusammen, der auch die Daf spielte – „nicht die Automarke“, wie Noisten rasch klarstellte. Vielmehr handelt es sich um eine arabische Rahmentrommel, die an ein übergroßes Tamburin erinnert. Sie scheint nicht die melodische Bandbreite der Tombak zu haben, liefert aber noch komplexere rhythmische Varianten und ist wichtiger Teil der Sufimusik, ebenso wie die Rohrflöte Ney, die bei dem Konzert durch Noistens Klarinette ersetzt wurde. Beide Musiker spielten sich bei ihren Improvisationen die Bälle zu, so dass die einzelnen Stücke eine geradezu hypnotische Wirkung erzielten, der Ansatzpunkt für den dritten Mitwirkenden Talip Elmasulu. Der türkische Fernseh- und Theaterschauspieler war in einen Sufi-Orden eingetreten und hatte dort die Kunst des Derwischtanzes erlernt. Der auf frühe islamische Mystiker basierende Drehtanz soll die spirituelle Reise des Gläubigen zu Gott verkörpern. Und so wurden die Zuschauer Zeugen, wie sich Elmasulu in die komplexen musikalischen Bilder versenkte und sich anschließend mehr und mehr zu drehen begann, wobei das markante Gewand flatterte. So bekam das Publikum einen intensiven Eindruck, wie sich Musik und Tanz zusammenfügten und welch ein enormer Aufwand an Kraft und Konzentration für diese außerordentliche Darbietung erforderlich ist.